Prof. Dr. Ursula M. Staudinger, Rektorin der TU Dresden (Foto: TUD/Jürgen Lösel)

Prof. Dr. Ursula M. Staudinger, seit 2020 Rektorin der Technischen Universität Dresden (TUD), gehört zu den sechs Nominierten für den Titel „Hochschulmanager*in des Jahres 2024“. Die Jury lobt Staudinger ausdrücklich dafür, dass sie „wie kaum eine andere amtierende Rektorin in den vergangenen Jahren die kulturelle Modernisierung der TU Dresden kraftvoll vorangetrieben hat“ und ihre Hochschule in „hervorragender Balance zwischen exzellenter Grundlagenforschung und Innovation“ entwickelt. Dieser Sinn für Balance prägt auch ihre Ausrichtung der TUD zwischen Internationalität und Regionalität, insbesondere bei der Begleitung der regionalen Transformation der Lausitz sowie ihren Führungsstil, der Partizipation mit Führungsstärke verbindet.

Visionäres Führungsverständnis und strukturelle Innovation

Staudinger wird von ihren Kolleginnen und Kollegen im Rektorat als strategie- und zielorientiert, engagiert und durchsetzungsstark beschrieben. Sie selbst legt besonderen Wert auf die Bedeutung von Teamarbeit und die Verteilung von Verantwortung in einer modernen Hochschulleitung. Staudinger versteht die Leitung einer Exzellenzuniversität im 21. Jahrhundert als „eine hoch komplexe Managementaufgabe“. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit richtete die gebürtige Nürnbergerin, die vor ihrer Zeit an der TUD mehrere Jahre an der amerikanischen Columbia University tätig war, das Rektorat der TUD strategisch neu aus und erweiterte es durch die Einführung innovativer Ressorts. Hierzu gehört etwa das Ressort Universitätskultur, das bundesweit erste seiner Art. Dieses fördert gezielt die Werte, für die die TUD als Institution steht, und rückt Internationalisierung und Diversität als zentrale Anliegen in den Vordergrund​.

Kulturwandel und gesellschaftliches Engagement

Ursula Staudinger versteht ihre Hochschule als einen Ort, an dem Wissenschaft und Gesellschaft aufeinandertreffen. Ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Hochschulleitung beschreiben sie als Visionärin, die „Veränderungen maßgeblich prägt und die TUD in die richtige Richtung lenkt“. Dies spiegelt sich auch in ihrem gesellschaftlichen Engagement wider. Seit Amtsantritt meldet sie als Rektorin der TUD die Menschenkette durch die Dresdner Innenstadt an und leitet diese als Versammlungsleiterin. Die Menschenkette formiert sich jährlich zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs im Februar 1945 auf Dresden und die Millionen Opfer des Nationalsozialismus. Mit ihrer klaren demokratischen Haltung zeigt Staudinger, wie wichtig ihr die Rolle der TUD als gesellschaftliche Akteurin ist.

Wissenschaftskommunikation als gesellschaftlicher Dialog

Das spiegelt sich auch in der Wissenschaftskommunikation wider. Ursula Staudinger sieht sie als Kernaufgabe einer Exzellenzuniversität. Sie betont, dass Wissenschaft „sichtbar gemacht werden muss, um den Austausch mit der Gesellschaft zu fördern und den gesellschaftlichen Mehrwert von Forschung zu verdeutlichen.“ Die Wissenschaftskommunikation ist dabei vor allem bei der 2021 neu geschaffenen Position der Chief Communication Officer angesiedelt, die verantwortlich ist für Kommunikationsstrategien sowie für die gesamte zentrale Kommunikation und insbesondere für innovative, medienbasierte Formate wie Videos und Social Media. Das Prorektorat Universitätskultur etabliert die TUD als Akteurin im gesellschaftlichen Diskurs und fördert Dialoge mit NGOs und Bürgern. Das Prorektorat Bildung, das eng mit der Schulkontaktstelle zusammenarbeitet, ermöglicht den persönlichen Kontakt von Schüler*innen zu Wissenschaftler*innen und schafft Anlässe für aktive Teilhabe an Wissenschaft schon ab der Grundschule. Die Rektorin unterstützt zudem Initiativen zur Wissenschaftskommunikation auf Fakultäts- und Exzellenzcluster-Ebene, wie etwa den preisgekrönten Escape-Room zu Quantenmaterialien.

International vernetzte Alternsexpertin mit Gründergeist

Staudingers akademische Laufbahn umfasst zahlreiche nationale und internationale Stationen. Zehn Jahre lang war sie an der Jacobs University in Bremen als Vizepräsidentin und Gründungsdekanin des Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development tätig, bevor sie 2013 das Robert N. Butler Columbia Aging Center an der Columbia University in New York gründete. Dort lehrte und forschte sie als Direktorin und Präsidentin des International Longevity Center USA. Ihr interdisziplinäres Forschungsinteresse gilt der Veränderbarkeit des Alterungsprozesses und den Potenzialen des Alterns in einer Gesellschaft, in der Menschen länger leben. Staudinger betont als Alternsexpertin in der Debatte um den demografischen Wandel die Bedeutung und Entwicklung von Lebensweisheit, Produktivität und Einsicht über die gesamte Lebensspanne hinweg.​

Kooperationsprojekte und Netzwerkstrukturen

Ihre Peers loben ihre Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse und strategische Ziele der TUD verständlich und lösungsorientiert auf den Punkt zu bringen. Staudinger agiere „entscheidungssicher und durchsetzungsfähig“ – zwei Attribute, die sie bei ihren zahlreichen strukturellen Reformen unter Beweis stellt. Ihre strategische Weitsicht zeigt sich auch in der Umsetzung neuer Kooperationsprojekte. So engagiert sie sich stark für das Thema Compliance und Führungskultur. Zudem rief sie u. a. den TUD | Campus Lausitz ins Leben, ein Projekt, das die Innovationskraft der TUD zur Unterstützung des Strukturwandels in der Braunkohleregion Lausitz hin zu einem Hochtechnologie-Standort nutzt. Auch die strategische Berufung von Chief Officers und der Aufbau von Netzwerkstrukturen in der Wissenschaftskommunikation tragen zu einer nachhaltigen Modernisierung der TUD bei. Dabei vernetzt sie die Universität sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene durch Kooperationen mit führenden Institutionen und strategischen Allianzen​.

Durch ihre strategische Innovationskraft, ihren zielorientierten Führungsstil und ihr Engagement für gesellschaftliche Verantwortung hat Ursula M. Staudinger laut der Auswahljury die TU Dresden maßgeblich geprägt. Sie habe eine klare Vision für die Zukunft der Hochschule und zeige, wie Exzellenz und gesellschaftlicher Dialog ineinandergreifen.

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Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2024“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und weiteren Aspekten wie etwa dem Thema Wissenschaftskommunikation befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt.

Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der sechs Finalist*innen. Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres“ wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Mehr Infos zum diesjährigen Wettbewerb sowie weitere Porträts der diesjährigen Finalist*innen finden sich hier.