• Britta Hoffmann-Kobert
  • 17. November 2022
  • Sonstiges

Kurzportrait Prof. Dr. Gabriele Gien, Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Prof. Dr. Gabriele Gien (Präsidentin), Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt [Foto: KU]
Prof. Dr. Gabriele Gien ist seit 2016 Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Zuvor sie war sie von 2014 an Interimspräsidentin bis zur Ernennung als Präsidentin im Oktober 2016. Im Jahr 2021 wurde sie erneut einstimmig als Präsidentin wiedergewählt. An der LMU München studierte sie Germanistik, Kunstgeschichte und Pädagogik. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Leseforschung, kreative Schreibprozesse und die internationale Lehrerbildung.

Gabriele Gien, die bereits 2021 für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres“ nominiert wurde, gelingt es aus Sicht der Jury durch partizipative Führung im Team, mit Transparenz, Kommunikation und wertschätzendem Umgang eine gemeinsame Vision und kohärente Strategie für die KU zu entwickeln und in einem engagierten Transformationsprozess zu verankern. In der datenbasierten Vorauswahl schneidet die KU hervorragend ab. Das zeige, dass Gien die KU trotz nicht immer einfacher Governancestrukturen in eine sehr gut positionierte Universität überführt hat. Beim Thema Nachhaltigkeit kann sie auf eine solide Basis an der KU aufbauen. Trotzdem hat sie dem Prozess noch einmal entscheidenden Schub gegeben und steht für das sehr anspruchsvolle Ziel der Klimaneutralität in 2025, lobt die Jury.

Die KU Eichstätt-Ingolstadt ist eine staatlich anerkannte kirchliche Universität mit über 5.000 Studierenden, von denen knapp 20 Prozent Fachhochschul-Studierende sind. Die Universität versteht sich als „akademische Gemeinschaft, die auf dem Fundament des christlichen Menschenbildes und christlicher Werte Fachwissen und soziale Kompetenzen vermittelt“. Die Zulassung zum Studium in über 70 Fächern an acht Fakultäten – von Theologie, Mathematik, Geographie, Geistes-, Sprach- und Gesellschaftswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften sowie Soziale Arbeit – ist dabei unabhängig von der Konfessionszugehörigkeit. Trägerin ist eine Stiftung, die unter der Aufsicht der Freisinger Bischofskonferenz steht. Die Hochschule wirbt mit ihrer familiären Atmosphäre, den kleinen Studierendengruppen und den persönlichen Kontakten. Der Mensch und die Gesellschaft als Ganzes sollen dabei in den Blick genommen werden.

„Teamspirit, Vertrauen und Loyalität sowie fachliche Diversität prägen unsere Hochschulleitung“, sagt Gabriele Gien und führt weiter aus: „Persönliches Beziehungsmanagement und eine werteorientierte Führung, die den Menschen mit seinen Stärken in den Mittelpunkt stellt, bilden sich in unseren gemeinsam entwickelten Führungsleitlinien ab. Die DNA einer katholischen Universität fordert gesellschaftliche Verantwortung und den beschriebenen Führungsstil geradezu ein.“

Ihre Kolleginnen und Kollegen beschreiben sie als „wertschätzend, integrativ, klug und motivierend“. „Präsidentin Gabriele Gien treibt den positiven und zielgerichteten Wandel der KU unablässig voran – unter großer Beteiligung und Vernetzung aller Statusgruppen und in intensiver und verlässlicher Teamarbeit der Hochschulleitung“, heißt es aus ihrem Umfeld.

„Seit meiner ersten Amtszeit versuche ich die Vision einer ,Engaged University‘ mit einem starken Third Mission Ansatz partizipativ in einem konsequenten Transformationsprozess umzusetzen.“ Strategische Meilensteine sind sowohl in Forschung als auch in der Lehre sowie im Transfer dazu bereits umgesetzt: Interdisziplinäre Forschungs- und Transferzentren zu zentralen gesellschaftlichen Themen wurden entwickelt. In Studium und Lehre wurden Servicelearning und ein Studium.Pro als zentrale Elemente in alle Studiengänge integriert und Lernformate auf forschendes Lernen ausgerichtet. Das Pro steht dabei für Profil, Profession und eine sich für die Gesellschaft engagierende Wissenschaft. Es soll den Studierenden einen fächerübergreifenden Diskurs und Kooperationen mit Bildungspartnern in der Region ermöglichen.

Teil der Strategieentwicklung ist die fokussierte Beteiligung an Ausschreibungen im Bereich gesellschaftlicher Verantwortung wie etwa sieben Tenure Track Professuren des BMBF unter dem von der KU gewählten Leitthema „Für eine am Menschen orientierte, digitale Gesellschaft“. Es gelang zudem, dass die KU im Programm „Innovative Hochschule“ als einzige Hochschule in Bayern zum zweiten Mal gefördert wird.

Mehrfach schon wurde die KU für ihre Initiativen zu mehr Umweltverträglichkeit ausgezeichnet. 2010 wurde Nachhaltigkeit in der Stiftungsverfassung verankert. 2013 zeichnete die Deutsche UNESCO-Kommission das Nachhaltigkeitskonzept der KU als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus. 2015 wurde die KU als erste Universität in Bayern nach dem europäischen Öko-Audit EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) und 2017 als Fairtrade-University zertifiziert. „Präsidentin Gabriele Gien hat begonnen, eine Universität zu gestalten, in der Nachhaltigkeit fest im Leitbild, im Profil und im Alltag verankert ist. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass die KU 2019 als erste und einzige Universität in Deutschland das EMASplus-Zertifikat der EU erhielt“, erläutern die Kolleginnen und Kollegen in der Leitungsebene.

Ziel ist es, ab 2025 klimaneutral zu sein. Der Weg ist geebnet, aber die Umsetzung erfordert weiterhin ein klares Commitment der Hochschulleitung und wahrnehmbare Vorbilder seitens der Leitungsebene, betont Gien. Um alle Statusgruppen einzubinden und die externen und internen Aktivitäten zu bündeln, wurde als ein Knotenpunkt ein Green-Office eingerichtet. Für die interdisziplinär Forschenden wurde das KU.Sustainability Research Lab gegründet. Künftig sollen die Themen Nachhaltigkeit und Transformation in Lehre und Weiterbildung in einer eigenen fakultären Struktur gebündelt werden.

 


Zum Verfahren

Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2022“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und einer möglichen Nachhaltigkeitsstrategie befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt. Auch hier lag ein besonderes Augenmerk auf dem Thema Nachhaltigkeit. Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der sechs Finalist*innen.

Die Auszeichnung “Hochschulmanager*in des Jahres” wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Britta Hoffmann-Kobert

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