CHE nimmt auf Bitten des Thüringer Landtags Stellung zu Studienplatzkapazitäten.

Die FDP-Fraktion und CDU-Fraktion des Thüringer Landtags fordern eine Erhöhung der Studienplatzkapazitäten in medizinischen und pharmazeutischen Studiengängen in Thüringen. Im Rahmen eines schriftlichen Anhörungsverfahrens zu den beiden Anträgen bescheinigt das CHE dem Land Thüringen ein teilweise unterdurchschnittlich ausgebautes Studienplatzangebot in diesen Fächern. Es gibt darüber hinaus Empfehlungen, welche Aspekte bei der Abschätzung des zukünftigen Bedarfes an Ärztinnen und Ärzten bzw. Apothekerinnen und Apothekern in Betracht gezogen werden müssen.

Nicht erst seit der Corona-Krise wird über die Einrichtung weiterer Medizin-Studienplätze bundesweit diskutiert. Im Rahmen des von Bund und Ländern im Jahr 2017 verabschiedeten Masterplans Medizinstudium 2020 wurde zwar keine verbindliche Ausweitung des Studienplatzangebotes beschlossen, die Aktivitäten einzelner Länder zur Schaffung neuer oder zusätzlicher Medizin-Studienplätze wurden aber ausdrücklich begrüßt. So wird beispielsweise seit dem Wintersemester (WS) 2019/20 Medizin auch an der Universität Augsburg angeboten und auch an der Universität Bielefeld wird ab WS 2021/2022 ein Medizinstudiengang angeboten.

Ob Thüringen seine medizinisch-pharmazeutischen Studienplatz-Kapazitäten ausbauen sollte – und wenn ja, in welchem Umfang? Cort-Denis Hachmeister, Senior Expert Datenanalyse im CHE meint: „Das lässt sich seriös erst beantworten, wenn man die richtigen Fragen stellt und die relevanten Daten vorliegen hat.“

Als Annäherung vergleicht das CHE den Umfang des entsprechenden Studienangebotes in Thüringen mit dem der übrigen Bundesländer. Thüringen schneidet mit seinem Angebot an 260 Medizin-Studienplätzen im bundesweiten Vergleich tatsächlich unterdurchschnittlich ab. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 13,4 Studienplätzen pro 100.000 Einwohner; Thüringen kommt auf 12,1 Plätze pro 100.000 Einwohner. Mit 2,7 Studienplätzen in Zahnmedizin pro 100.000 Einwohner liegt Thüringen leicht über dem Bundesdurchschnitt von 2,6. Mit 3,5 Studienplätzen pro 100.000 Einwohner liegt Thüringen auch im Studienfach Pharmazie leicht über dem Bundesdurchschnitt von 3,3.

Ein von der CDU-Fraktion geforderter Ausbau der Studienplatzkapazitäten um 10 Prozent würde das Land Thüringen jedenfalls keine besonders überdurchschnittlichen Kapazitäten bescheren. Mecklenburg-Vorpommern erreicht beispielswerte im Fach Medizin Werte von 59 Plätzen je 1.000 Studienanfänger und bietet zusammen mit dem Saarland auch die meisten Plätze je 100.000 Einwohner an – während Bremen gar keine entsprechenden Studiengänge anbietet.

Letztlich entscheidend ist nach Ansicht des CHE aber nicht allein der zahlenmäßige Vergleich der Studienplatzkapazitäten mit anderen Bundesländern, sondern der zukünftige Bedarf an ausgebildeten Arztinnen und Ärzten bzw. Pharmazeuten im Land. Hierzu hat das CHE zehn Fragen formuliert, die zur Abschätzung des künftigen Bedarfes an Ausbildungskapazitäten und generell zur Konkretisierung einer (möglichen) Problemlage beantwortet werden müssten.

Hachmeister:„Bevor über einen Ausbau der Kapazitäten entschieden wird, sollte zunächst das tatsächliche Problem konkretisiert werden, dann kann man über die entsprechenden Lösungsansätze diskutieren. Eine Erweiterung der Studienplatzkapazitäten kann ein Ansatz sein, wenn der Behandlungsbedarf in den nächsten Jahren stark steigt oder ein Ersatzbedarf besteht, weil ein hoher Prozentsatz des derzeitigen Personals in den Ruhestand wechselt. Wenn aber vor allem ein Ärztemangel in ländlichen Regionen existiert oder in erster Linie Kinderärzte fehlen, ist über eine ungleiche Verteilung zu debattieren, weniger über einen generellen Absolventenmangel.“

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Stellungnahme des CHE zu medizinischen und pharmazeutischen Ausbildungskapazitäten für den Thüringer Landtag 27. März 2020 479.95 KB 28753 downloads

Cort-Denis Hachmeister, Ulrich Müller, Olaf Kordwittenborg: Stellungnahme des CHE...

Cort-Denis Hachmeister

Senior Expert Datenanalyse

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Assistenz:
Tina Schürmann
Tel.: +49 5241 9761-39

Arbeitsschwerpunkte:
Forschung an Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Hochschulzugang / Studierendenauswahl, Studienwahl, CHE Hochschulranking: Technische Betreuung, Online-Ranking deutsch/englisch

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