Die typische Leitung einer staatlichen Fachhochschule bzw. Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) ist männlich, 57 Jahre, seit sieben Jahren im Amt und stammt aus Westdeutschland. Dies zeigt eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Ausgewertet wurden die Lebensläufe von rund 100 amtierenden Hochschulpräsident(inn)en und -rektor(inn)en.

Im Durchschnitt sind die Rektor(inn)en oder Präsident(inn)en an staatlichen Fachhochschulen und HAWs in Deutschland 57 Jahre alt. Rund ein Viertel der Führungskräfte stammt aus Nordrhein-Westfalen. Fast jede zehnte Hochschulleitung wurde in Ostdeutschland geboren.

Ein klares Ergebnis zeigt sich beim Geschlechterverhältnis. Nur jede fünfte Fachhochschule bzw. HAW wird von einer Frau geleitet. Damit liegt die Quote sogar noch geringer als bei den Universitätsleitungen (Stand Dezember 2018). Hier haben bei drei von vier Universitäten Männer die Position als Rektor bzw. Präsident inne.

„Weibliche Hochschulleitungen sind in Deutschland weiterhin eher die Ausnahme als die Regel“, bilanziert Frank Ziegele. Der CHE Geschäftsführer wünscht sich auch im Hinblick auf den Nachwuchs im Wissenschaftsmanagement ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis. „Damit aus den guten Studentinnen von heute die Top-Wissenschaftlerinnen und Führungskräfte von morgen werden, braucht es auf dem Campus auch die Präsenz weiblicher Vorbilder – von der Professorin bis zur Präsidentin.“

Deutlich differenzierter zeigt sich das Bild bei den Ausbildungswegen der Führungskräfte. Typisch für den Fachhochschul-Sektor sei auch der hohe Praxisbezug der Biografien, so Studienleiterin Isabel Roessler. „Jede achte HAW-Leitung hat vor dem Studium eine Ausbildung absolviert. Anders als bei den Universitätsleitungen findet man unter den FH-Führungskräften auch gelernte Tischler oder Gärtner“, so Roessler. „Da außerdem fast alle HAW-Leitungen über mehrjährige berufliche Erfahrung verfügen, kennen sie die Welt jenseits der Hochschulmauern sehr gut. Dadurch wissen sie, wie die anwendungsorientierte Ausrichtung der Hochschulen optimal gestaltet werden kann.“

Ebenfalls auffallend ist die regionale Verwurzelung der Führungskräfte an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg stammt jeweils mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen aus dem eigenen Bundesland. In weiteren sechs Bundesländern liegt der Anteil „einheimischer“ Führungskräfte bei mehr als 25 Prozent.

Auch andere biografische Fakten sind bemerkenswert: Rund die Hälfte der HAW-Leitungen war für einen längeren Zeitraum im Ausland. Die durchschnittliche Arbeitszeit außerhalb des Hochschulsystems beträgt 8,7 Jahre. Ein Drittel aller Führungskräfte von Fachhochschulen hat bereits an einer Universität gearbeitet.

„50 Jahre nach der Gründung der ersten Fachhochschule in Deutschland sind die Führungsaufgaben an diesen Hochschulen so komplex wie noch nie zuvor. Sie sollen globale Herausforderungen lösen und regional vernetzt sein, sollen Studierende an die neuste Forschung heranführen und praxisorientierte Lösungen für mittelständische Unternehmen entwerfen“, so Frank Ziegele. Diese unterschiedlichen Anforderungen zeigten sich dabei exemplarisch in der Vielfalt der ausgewerteten Lebensläufe, die sich teilweise deutlich von den Universitätsleitungen unterscheide.

Ziel der CHE Analyse ist es, Transparenz über die Situation der Führungskräfte an deutschen Hochschulen zu schaffen. Bereits im Januar hatte das CHE die Lebensläufe von 81 Universitätsleitungen ausgewertet. 2020 soll die Untersuchung auch auf Hochschulkanzler ausgeweitet werden. Das Thema Hochschulführung ist seit der Gründung des CHE vor 25 Jahren regelmäßiger Bestandteil von Studien oder Veranstaltungen. Ende Oktober 2019 wurde in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung DIE ZEIT bereits zum 12. Mal die Auszeichnung „Hochschulmanager(in) des Jahres“ verliehen. In diesem Jahr erhielt Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn, den Jury-Preis.

Auch das Jubiläumsjahr der Fachhochschulen bzw. HAWs hat das CHE intensiv begleitet. Zusammen mit der Technischen Hochschulen Lübeck gestaltete das CHE die offizielle Festschrift zum 50. HAW-Geburtstag, die im Juni 2019 veröffentlicht wurde.

Über diese Publikation
Autorin der Publikation „CHECK – HAW-Leitungen in Deutschland“ ist Isabel Roessler. Die mehr als 4.000 analysierten Daten stammen aus im Netz veröffentlichten Lebensläufen der Hochschulleitungen, ergänzt durch Nachfragen bei Präsidien und Rektoraten. Enthalten sind die Daten aller 101 öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Stand der Erhebung ist der Zeitraum September-Oktober 2019.

Weitergehende Informationen finden Sie in der angegebenen Publikation.

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CHECK - HAW-Leitungen in Deutschland 5. November 2019 2.42 MB 19880 downloads

Roessler, Isabel: CHECK - HAW-Leitungen in Deutschland , Gütersloh, CHE, 17 Seiten, ISBN...

Isabel Roessler

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Arbeitsschwerpunkte:
Fachhochschulen / Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Third Mission an Hochschulen, Transfer, Hochschulentwicklung

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