• Britta Hoffmann-Kobert
  • 23. September 2021
  • Sonstiges

Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg [Foto: Leuphana Universität]
Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg [Foto: Leuphana]
Kurzportrait Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg

Seit 2006 ist Sascha Spoun Präsident der Leuphana Universität Lüneburg. Zuvor war der Wirtschaftswissenschaftler an der Universität St. Gallen tätig, an der er weiterhin als Gastprofessor für Universitätsmanagement lehrt. Bis 2010 war er auch Lehrbeauftragter an der Universität Zürich. Spoun studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Paris (HEC), Ann Arbor (University of Michigan Business School), München und St. Gallen. Als Spoun sein Amt an der Universität Lüneburg antrat, war er mit 37 Jahren der jüngste Universitätspräsident Deutschlands.

Die Leuphana Universität Lüneburg entstand nach der im Jahre 2005 erfolgten Fusion von Universität Lüneburg und Fachhochschule Nordostniedersachen zu einer Modelluniversität im Bologna-Prozess. Schon seit 2003 war die Universität als eine der fünf ersten Hochschulen in Deutschland in der Trägerschaft einer Stiftung des öffentlichen Rechts und damit mit mehr Autonomie und Eigenverantwortung versehen. Mit Spoun begann eine grundlegende Neuausrichtung im Zuge des Bologna-Prozesses.

Spoun sah in der Umstellung auf das Bachelor-Master-System die Chance, eine bessere Bildung zu ermöglichen und etablierte in Lüneburg ein für Deutschland innovatives Studien- und Universitätsmodell mit einem College für Bachelorstudierende, einer Graduate School für Master- und Promotionsstudierende und einer Professional School für die Weiterbildung. Aus den Fakultäten entwickelten sich vier transdisziplinäre Wissenschafts- und Forschungsschwerpunkte:  Bildung, Kulturwissenschaften, Nachhaltigkeit und Wirtschaftswissenschaften. Studienanfänger*innen starten mit einem gemeinsamen ersten Semester und haben im weiteren Verlauf große Wahlfreiheiten im Studium. Die Leuphana wurde dafür in verschiedenen Wettbewerben und später auch mehrfach als beste Gründerhochschule ausgezeichnet.

„Die Leuphana Universität Lüneburg ist einer der beeindruckendsten Change Cases in der deutschen Wissenschaftslandschaft und das ist maßgeblich das Werk von Sascha Spoun, und natürlich seines Teams“, meint die Jury und ergänzt: „Spoun ist es gelungen, ein innovatives Profil für eine mittelgroße Universität zu schaffen. Nachhaltigkeit, Interdisziplinarität, wissenschaftliche Weiterbildung und eine motivierende Studieneingangsphase – das sind alles Themen, die heute überragende Bedeutung haben, von Spoun und seinen Mitstreiter*innen an der Leuphana jedoch vorgedacht wurden. ”

Sascha Spoun will in seiner Leitungsfunktion Begeisterung für die gemeinsamen Ziele entfachen und so Motivation und Kreativität freisetzen. Gefragt danach, wie er in den ersten Jahren seiner Amtszeit beim notwendigen Umbau der Universität die Akzeptanz auch bei schwierigen Entscheidungen erreichen konnte, sagt er: „Für mich ist unabdingbar, ein Vorgehen anzuwenden, das in der Managementliteratur als ‚Management by walking around‘ bezeichnet wird. Ich sprach immer wieder mit den Beteiligten, begab mich in ihr Büro, um ihre Situation zu verstehen, ihr Engagement für ihr Fach. Zugleich ging es um ein Erkennen, wo die größten Risiken liegen, wo die Potentiale, welche berechtigten Bedenken vorliegen, aber auch, welches Streben nach Verbesserung. Nur so konnte ich das Vertrauen gewinnen, dass hier jemand gewillt ist, zum Wohle der Universität zu agieren, dass die angestrebten Schritte unumgänglich sind, aber nicht das Ende bedeuten, sondern den Anfang einer Entwicklung.“ Aus Sicht der Jury zeigt dies deutlich den enormen persönlichen Einsatz, den Spoun für die Neuausrichtung der Universität erbracht hat.

Eine Universität zu führen, bedeutet für Spoun vor allem, „dem vorhandenen Gestaltungswillen Freiräume zu schaffen, die Bereitschaft zur Entwicklung zu fördern sowie Eigeninitiativen, die dem Wohl der Universität dienen. Erst, wenn solch eine Kultur vorhanden ist, in der als Folge Krisen und Anpassungsdruck als Herausforderung und Chance verstanden werden, ist es überhaupt möglich, Visionen nicht nur zu entwickeln, sondern auch gemeinsam umzusetzen.“

„Dieses Verständnis, frei zu denken und Neues zu wagen und dafür den erforderlichen intellektuellen Freiraum zu erhalten, wird an der Leuphana auch im akademischen Alltag gelebt, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung. Freiheit und Verantwortung, das sind die zentralen Werte der Leuphana“, so Spoun.

Der gemeinsame Wille, auch in schwierigen Situationen das Ziel in den Blick zu nehmen und praktikable Lösungen zu finden, auch wenn damit Risiken verbunden sind, half ebenfalls beim Umgang mit der Corona-bedingten Situation im Frühjahr 2020. Das Ziel war, pünktlich zum Semesterstart mit einem Online-Angebot die Lehre aufrecht zu erhalten. Früh wurde ein Krisenstab eingerichtet, der die Gelegenheit bot, die ungeklärten Fragen, die rechtlichen Voraussetzungen und die Bedenken am virtuellen runden Tisch zu erörtern und die Hürden wegzuräumen. Spoun sieht auch hier die Chance der neuen Situation: „Es ging auch darum, zu erkennen, welche der bisherigen Erfahrungen mit digitalen Formaten sich nutzen lassen, um ein Semester online zu ermöglichen. Das ist uns dank einer großen gemeinsamen Anstrengung gelungen.“

Seine Kolleginnen und Kollegen in der Universität beschreiben ihn als „visionär, partizipativ und umsetzungsstark“. „Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Leuphana gut auf die digitale Umsetzung der Lehre vorbereitet war.  Der Präsident hat immer motivierend und ausgleichend gewirkt und alle Ebenen der Hochschule einbezogen.  Es sind neue Strukturen in Zusammenarbeit mit allen Ebenen entwickelt worden, um die Hochschule zukunftsfähig zu machen.“

 

Erläuterung des Verfahrens

Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2021“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf dem Krisenmanagement während der Corona-Pandemie und die gemeinsame Krisenbewältigung im Führungsteam.

Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der fünf Finalist*innen.
Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres” wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Britta Hoffmann-Kobert

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