• Britta Hoffmann-Kobert
  • 23. November 2020
  • Sonstiges

Prof. Dr. Walter Rosenthal (Präsident), Friedrich-Schiller-Universität Jena [Foto: Jens Meyer/Uni Jena]
Kurzporträt zu Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Seit Oktober 2014 ist Walter Rosenthal Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zuvor war der Mediziner und Pharmakologe Professor für Molekulare Pharmakologie an der Charité-Universitätsmedizin in Berlin und seit 2009 Stiftungsvorstand und Wissenschaftlicher Vorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin Berlin-Buch.

Die Universität Jena besteht seit über 450 Jahren und gehört damit zu den ältesten Universitäten in Deutschland. Sie ist die einzige Volluniversität in Thüringen und Mitglied der Coimbra-Gruppe, deren Mitglieder sich als traditionsreiche, europäische, multidisziplinäre Universitäten von internationalem Format verstehen.

„Zu Beginn meiner Amtszeit standen bei der Teilnahme an der Exzellenzstrategie, den Berufungsverfahren, bei der baulichen Entwicklung und beim Qualitätsmanagement entscheidende Veränderungen an und wurden deshalb von mir zur Chefsache erklärt“, sagt Rosenthal und konkretisiert: „Führen zum Erfolg bedeutet hier Freiräume schaffen. Bei der Vernetzung der Profillinien galt es aber auch, Strukturen zu schaffen.

Aufbauend auf der über einen langen Zeitraum gewachsenen exzellenten Wissenschaft, starken Neuberufungen und der hervorragenden Vernetzung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass bei der Exzellenzstrategie das Forschungscluster „Balance of the Microverse“ erfolgreich war.“ Es bündelt die Stärken der universitären Profillinien LIFE und LIGHT in Mikrobiologie, Chemischer Biologie, Infektionsbiologie, Medizin, Ökologie, Optik/Photonik, Materialwissenschaften, Bioinformatik und Ethik an der Universität Jena, dem Universitätsklinikum und acht außeruniversitären Forschungsinstituten.

Für die besonderen Herausforderungen in diesem Jahr sind ebenso wie die Hochschulleitung auch das gesamte Umfeld des Präsidiums entscheidend. Rosenthal spricht dabei von einer Balance zwischen gemeinsamer Linie und effizienter Aufgabenteilung: Das Präsidium und der Krisenstab setzen Richtlinien und schaffen Orientierung durch Werte, z. B. bei der Abwägung von Schutz der Risikogruppen und Freiheit des Einzelnen. Die Vize-Präsidien leiten dann auf dieser Basis die thematischen Task Forces. Der Präsident wiederum verbindet die verschiedenen Teams, bindet den Senat ein und trägt Sorge, dass Beschlüsse auch umgesetzt werden.

Sein Team bezeichnet ihn u.a. als zielstrebig, entscheidungsfreudig und veränderungswillig. In seiner Rolle als Krisenmanager wird er ausdrücklich gelobt: „Von Beginn an ist er sehr präsent gewesen und hat die Fäden in der Hand behalten. Sichtbar hat er aus seinem Präsidialbüro heraus als Krisenmanager agiert, innerhalb der Universität sowohl bei der Leitung des Krisenstabs als auch bei der Information der Universitätsangehörigen und über die Universität hinaus in der Abstimmung mit politisch Verantwortlichen und anderen Hochschulleitungen“.

Die Jury hebt hervor, dass er sein Hochschulumfeld mitnehmen kann: „Mit seiner ruhigen und ausgewogenen Art ist er immer ein gefragter Ansprechpartner und ein Gewinn für jede Diskussion, dies zeigt sich sowohl im Hochschuldiskurs als auch in seinem Führungshandeln.“

Gute Kontakte zu Experten und sein Hintergrundwissen als Arzt, der sich seit seiner Berliner Zeit auch mit Epidemiologie befasst hat, haben es ihm ermöglicht, in der Krise immer auf dem neuesten Erkenntnisstand zu sein, sagt Rosenthal. Dies kam dem Krisenstab bei der Beurteilung der Entwicklungen und den Handlungsempfehlungen zugute. Unaufgeregt habe er die nötigen Entscheidungen zügig unter Einbeziehung sachkundiger Mitarbeiter*innen in Servicestrukturen und Wissenschaft getroffen und diese gegenüber der (Universitäts-)Öffentlichkeit immer wieder auch persönlich erklärt, heißt es aus seinem Umfeld. „Durch Initiierung schnell gelingender Maßnahmen, z. B. den Corona-Notfonds für Studierende, sowie die Krisenbewältigung im Team ist es dem Präsidenten gelungen, die Identifikation der Mitarbeitenden mit der Universität und die Erfolgszuversicht zu stärken“, sagt eine Stimme aus der Leitungsebene der Universität.

„Herr Rosenthal schafft es, die Hochschule nachhaltig zu verändern und voranzubringen, ohne die Brechstange anzusetzen. Engagiert kniet er sich in die Arbeit an der Universität hinein und prägt den Diskurs in der Hochschule“, lobt die Jury.

Und nach der Krise? „Jetzt ist die Zeit nochmal zu fragen: Wie sähe die ideale Universität aus, wenn wir sie heute erschaffen würden? Was brauchen wir, um Höchstleistung zu bringen und um die besten Köpfe aus aller Welt zu gewinnen. Die Pandemie macht begreifbar, dass Krisen nur durch internationale Zusammenarbeit zu lösen sind“, resümiert Rosenthal.

 

Erläuterung des Verfahrens

Die Nominierten für die Hochschulmanagerin oder den Hochschulmanager des Jahres 2020 wurden in drei Stufen ermittelt.

Vorauswahl: Über eine datengestützte Vorauswahl, bei der unter anderem Daten vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, der Alexander von Humboldt- Stiftung und dem CHE Hochschulranking ausgewertet wurden, wurden Hochschulen identifiziert, die besonders starke positive Veränderungen aufweisen und daher als besonders entwicklungsstark anzusehen sind. Der Betrachtungszeitraum reicht hierbei insbesondere bei den dynamischen Indikatoren bis ins Jahr 2015 zurück.

Befragungen: Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und zu verschiedenen Führungsaktivitäten befragt. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf dem Krisenmanagement der Hochschulleitungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und der Bewältigung der Krise durch das gesamte Führungsteam. Dafür wurden zusätzlich die Perspektiven der jeweiligen Prorektoren*innen bzw. Vizepräsident*innen,  Kanzler*innen bzw. Vizepräsident*innen für Verwaltung sowie der Hochschulratsvorsitzenden angefragt. Aufgrund des diesjährigen Schwerpunktthemas wurden darüber hinaus erstmalig die Leitungen der Bereiche IT und Kommunikation der Hochschulen befragt, da diese im Zuge der aktuellen Krisenbewältigung ebenfalls eng mit der Hochschulleitung zusammengearbeitet und eine wichtige Rolle eingenommen haben.

Jurysitzung: Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der Vorauswahl und den Befragungen bestimmte eine Jury aus zehn anerkannten Expertinnen und Experten die Nominierten. Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres“ wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Britta Hoffmann-Kobert

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